Text: Herbert Stertz
Archivfoto: Andrea Schröder
Volksstimme, 2. Februar 2006, Elb-Havel-Echo
Schifferverein lädt zum Gespräch ein
Was bringt die Renaturierung der Havel unserer Stadt? Zu dieser Frage lädt der
Havelberger Schifferverein zu einem Gespräch ein, das am morgigen Freitag, dem 3. Februar, stattfindet. Und zwar ab 19 Uhr in der Gaststätte „Bella Vista“ am Dom.
Wenn man in den Unterlagen der Befürworter der Rückführung der Havelregion fast in den Urzustand blättert, ist man überrascht, mit welcher Akribie das Projekt bereits ausgearbeitet und zum Teil überzeugend dargestellt ist. Der Naturfreund wiegt bedächtig seinen Kopf und sagt sich: Sieh mal einer an, sie haben aber auch an alles gedacht: Sie versprechen uns ein Naturparadies mit magnetischer Wirkung für den Touristenstrom.
Wir leben jedoch in einem Staat mit demokratischer Verfassung, die es ermöglicht, für alle Entscheidungen auch Gegenargumente ins Spiel zu bringen, und bietet auch die .Möglichkeit, diese auf irgendeinem Wege durchzusetzen. Zu stellen wäre die Frage, ob sich die Veränderungen auch für die Bevölkerung auszahlen. Drum ist es an der Zeit, das Thema endlich einmal mit einem Forum zur Diskussion zu stellen. Ein erster Anlauf soll die Gesprächsrunde morgen Abend am Dom sein.
Dazu nur einige Gedanken: Ist es nicht ein Widerspruch, auf der einen Seite der Natur freien Lauf einzuräumen, andererseits aber Scharen von Touristen in die Schutzgebiete zu lotsen, von denen man nicht weiß, wie man es bewerkstelligen soll, sie zu überwachen.
Ist es nicht ein Widerspruch, einerseits für die Reinheit der Luft einzutreten, zum anderen aber das umweltfreundlichere Verkehrsmittel – die Schifffahrt – nach Möglichkeit auszuschalten?
Sind im Zuge der bisher erfolgten wasserwirtschaftlichen Maßnahmen nicht Biotope entstanden, die durch das Renaturierungsprojekt wieder zerstört werden könnten?
Und überhaupt: Wollen wir durch den Rückfall in mittelalterliche Verhältnisse wirklich die wirtschaftliche Entwicklung unserer arg gebeutelten Region voranbringen? Will man letztes tun, baut man neuerdings zuerst die Infrastruktur des Fördergebietes aus, und das beginnt mit dem Ausbau der Verkehrswege. Die Havel ist einer in der Endkonsequenz auch der umweltfreundlichste! Über all das sollte endlich mal gesprochen werden. Die Vertreter des aussterbenden Schifferstandes laden ein.