Jahresbrief 2005

Havelberg, im Dezember 2005

 Liebe Freunde nah und fern!

Mit einer guten Nachricht für alle heimatgeschichtlich Interessierten kann ich heute den Jahresbrief des Heimatvereins beginnen, denn das schon mehrfach angekündigte Buch von Herbert Stertz ist nach vielen Schwierigkeiten endlich seit Mai 2005 auf dem Markt. Der erschienene erste Band trägt den Titel „Havelschiffahrt unterm Segel“ und umfasst die Zeit vom Fellboot in der Steinzeit bis zum Plauermaßkahn der im 19. Jahrhundert durch Dampfschiffe abgelöst wurde. Einzelbestellungen nimmt der Verlag Albert Koch, Reepergang 1,  16928 Pritzwalk gern entgegen (ISBN-Nr.: 3-00-016065-5). Ein reich bebildertes Buch, gut zu lesen und sehr lohnenswert für alle, denen die Geschichte ihrer Heimat am Herzen liegt, denn der Leser erfährt weitaus mehr als das, was über die Geschichte der Flussschifffahrt und der Havelberger Werften, auf denen auch etliche Hochseeschiffe gebaut wurden, zu berichten wäre. Der zweite Band wird nach Auskunft des Autors im Frühjahr 2006 erscheinen und unter anderem die Havelberger Dampfschiffreedereien vorstellen. Vorgesehen ist für das kommende Frühjahr auch eine Neuauflage der Regionalgeschichtlichen Beiträge des Vereins, an der zur Zeit vor allem Henry Wobbe arbeitet.

Die diesjährige Prignitz-Exkursion führte am 7. Mai in die alte Bischofsstadt  Wittstock. Auch zwei Dorfkirchen und die Wasserburg in Goldbeck wurden besichtigt. Die in der Mitgliederversammlung (am 12. Februar 2005) entstandene Idee, für die Exkursion einen Bus zu mieten, wurde so gut angenommen, dass zusätzlich noch ein PKW benötigt wurde um alle Teilnehmer transportieren zu können. Da Torsten Foelsch durch seine berufliche Veränderung die letzten Vorbereitungen an die Touristinformation Wittstock abgeben musste, gab es diesmal ein paar unangenehme Überraschungen. Doch insgesamt hat sich auch dieser Ausflug gelohnt. Mit auf eine Reise in die Vergangenheit nahm er (T.Foelsch) uns am 25. Oktober, als er im Dompfarrhaus einen Vortrag über das barocke Dresden und August den Starken sowie dessen Sohn hielt.

Wie im Vorjahr machte sich am 10. November wieder ein Bus voll Vereinsmitglieder auf nach Wittenberge, um dort ein plattdeutsches Theaterstück zu erleben. In gewohnter Weise wurden ebenso  die Plattdüütsch-Nachmittage durchgeführt und waren wie immer gut besucht. Das Team um Erika Rittner und die Singegruppe leisten hier stets hervorragende Arbeit, die immer mit viel Applaus belohnt wird.

In diesem Jahr nahm der Verein die Restaurierung der Postmeilensäule an der Ampelkreuzung in Angriff. Mit Hilfe des Straßenbauamtes konnte das Vorhaben bereits am 19.April zum Abschluss gebracht werden. Der Heimatverein trug dabei 10 % (ca. 450,- Euro) der Restaurierungskosten. Als weiteres Projekt haben wir den Abguss eines mittelalterlichen Reliefs und seine Anbringung am ehemaligen Krugtor auf den Weg gebracht. Das Original (die Darstellung einer Marienkrönung) wird noch im Dezember von der ausführenden Firma abgeholt werden. Der Abguss soll dann im Frühjahr angebracht werden. Hier danken wir dem Land Sachsen-Anhalt, den Stadtwerken und der Stadt Havelberg für die freundliche Unterstützung. Unser herzlicher Dank gebührt aber auch Erika Rittner, die als Schatzmeisterin den großen bürokratischen Aufwand bewältigt, den solche Vorhaben mit sich bringen. Finanziell unterstützt hat der Verein wieder das Prignitzmuseum mit 50,- Euro, das Jugendzentrum (das uns einen Raum zur Verfügung stellt) mit 150,- Euro und für die Opfer der Flutkatastrophe stellten wir 400,- Euro zur Verfügung. Auch den vom Landesheimatbund geförderten Plattdeutschunterricht an der Sekundarschule konnten wir mit einem Eigenanteil von 50,- Euro (10 %) unterstützen.

Durch den tragischen Unfall von Kurt Matthey verlor der Verein im Oktober ein langjähriges Mitglied und einen kompetenten Leiter der AG Stadtgrün. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.

Was die Gemüter der Bewohner im Raum der unteren Havel immer wieder erhitzt, ist ihre geplante Renaturierung. Dazu folgende Zeilen aus der Feder von Herbert Stertz: „ Die Sperrung der unteren Havel für den Frachtverkehr scheint nun endgültig beschlossene Sache zu sein. Das nehmen die Schiffer im Verein mit Zorn im Bauch zur Kenntnis. Der beabsichtigte Abbau von Deckwerk würde zur Versandung des Flußbetts führen, so daß es auch schwer fallen würde, die vorgesehene Fahrrinnenbreite von 15 m für den Fahrgastverkehr freizuhalten.“

Und weiter schreibt H.Stertz: „Unsere Schiffer hatten aber auch einen fröhlichen Anlaß. Ihrem Berufskollegen Gustav Gerneth konnten sie zu seinem 100. Geburtstag gratulieren, wohnhaft am Stadtgraben in einer putzigen kleinen Wohnung, die in vielem an seinen früheren Beruf erinnert und von ihm selbst blitzblank gehalten wird. Mehr über ihn im 2. Band der Schiffahrtsgeschichte.“      

Zum Schluss sei wieder all denen recht herzlich gedankt, die die Arbeit des Vereins durch ihr Engagement oder durch eine Spende unterstützt haben – so wurde bspw. bei der Jahresversammlung ein Betrag von insgesamt 265,- Euro gespendet. Ohne die Mithilfe vieler Mitglieder und Freunde wäre so manches nicht möglich gewesen.

Wir wünschen allen Freunden und Mitgliedern des Heimatvereins
gesegnete Weihnachten und ein glückliches Jahr 2006!

 

Im Namen des Vorstandes

Th. Krispin

 

Der verbleibende Platz soll nun mit der Wiedergabe eines Lehrbriefes gefüllt werden, den wir im genannten Buch von H.Stertz finden (S.59f.):

 

„Demnach von dem Seeschiffs-Bauwerft zu Havelberg einberichtet worden, wie der Lehrknecht Friedrich Schütz aus Havelberg gebürtig, bey gedachtem Werft seine Lehrjahre ausgestanden und sich wärend  derselben als ein treuer, einen guten Lebenswandel geführet und soviel erlernet habe, daß er auf jeder See-Schiffs-Bau-Werft als Geselle in Arbeit genommen werden könne: So ertheilen Seine Königliche Majestät von Preußen, Unser allergnädigster Herr! gedachtem Friedrich Schütz als einen wirklich ausgelernten See-Schiffs-Bau-Gesellen zu erkennen und denselben bey jedem See-Schiffs-Bau, wenn Arbeit vorhanden ist, vorzüglich anzunehmen.

Urkundlich haben Seine Majestät diesen offenen Lehr-Brief dero Insiegel anhängen und solchen durch dero Würcklichen Geheimen Etats-Kriegs und dirigirenden Ministre Baron von der Schulenburg vollziehen lassen.

So geschehen und gegeben zu Berlin, den 16. September Eintausend Siebenhundert Drei und Achtzig.

Auf seiner Königlichen Majestät allergnädigsten Special-Befehl.

Schulenburg“

 

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