Eine plattdeutsche Singegruppe zusammen zu bekommen, erwies sich im Jahr 1999 als eine äußerst schwierige Aufgabe
Text und Bild von Dieter Haase
Volksstimme, Dienstag, 13. Mai 2011, Seite 14, Elb-Havel-Echo
Havelberg • Die plattdeutsche Singegruppe des Havelberger Heimatvereins besteht exakt seit 20 Jahren (lesen Sie dazu auch auf unserer Seite 9).
Doch wie ist sie eigentlich entstanden? Renate Thiemann hielt bei der Jubiläumsfeier im Gasthaus Mühleriholz einen kleinen Rückblick:
Zur Tradition des Heimatvereins gehören die ‚monatlichen plattdeutschen Nachmittage. Da die Gestaltung dieser Veranstaltungen in den Händen von Frida Steffen, Herbert Stertz und weiterer aktiver Mitglieder. lag und immer mit einem großen Aufwand verbunden war, kam Erika Rittner 1999 auf die Idee, die Programme doch vielleicht musikalisch zu. umrahmen – bei diesen auch zu singen, und zwar auf Plattdeutsch.
Auf einem plattdeutschen Nachmittag dieses Jahres im Hotel Schmokenberg in Havelberg ist Erika Rittner dann mit diesem Wunsch der Gründung einer plattdeutschen Singegruppe an alle Anwesenden herangetreten, erntete aber keine so große Resonanz.
„Darüber sprach sie dann auch mit mir“, so Renate Thiemann. Sie ermunterte Bekannte und Freunde, diesen Schritt zu wagen. Womit der notwendige Schwung in das Vorhaben gebracht wurde.
Erika Rittner bemühte sich derweil um eine musikalische Leitung. Bei verschiedenen ehemaligen Kindergärtnerinnen stieß sie auf kein Echo, bis dann der Gedanke kam, Margarete Bartels, eine ehemalige Musiklehrerin, anzusprechen, ob sie wohl mit ihrem Akkordeon die zu gründende Gruppe übernehmen würde.
Ihre erste Reaktion war: Ich habe doch mit Plattdeutsch überhaupt nichts am Hut!
„Aber nachdem sie dann meine Liederbücher durchgestöbert hatte, wollte sie es versuchen, mit uns Laien etwas aufzubauen“, schreibt Erika Rittner in der Chronik über ihre Erinnerungen an diese Zeit. So kam es am 26. April 1999 im Dompfarrhaus zur ersten Probe – mit Margarete Bartels als musikalischer Leiterin der Singegruppe. Bald waren ihr Texte und Sprache vertraut, und es ging mit viel Energie aufwärts.
Liedgut wurde zusammengetragen – wenn nötig „platt gemacht“ -, ausgiebig geübt und dann vorgetragen.
Sängerinnen der ersten Stunde waren Erika Rittner, Elfriede Görges, Ruth Kluth, Gretchen Bartels und Renate Thiemann. Gleich darauf kamen Christel Ruß, Edith Stein, Waltraud Schönemann und Anneliese Zabel dazu.
„Mit wieviel Freude und Herzklopfen sind wir an die Sache herangegangen. Und keine bessere Leiterin als Margarete B0artels hätten wir finden können!“, hat Erika Rittner niedergeschrieben.
So ging es vorwärts mit der Singegruppe – zahlenmäßig vermehrt -, und die plattdeutschen Nachmittage waren begehrter denn je. „Wir waren oft ausgebucht, obwohl es Auftritte genug gab: in Havelberg, in der Altmark, in der Prignitz im weiteren Brandenburgischen und in Mecklenburg-Vorpommern. Unsere Darbietungen waren gefragt. Die schwarze Mappe prall mit Liedern gefüllt, zogen· wir übers Land.“
Aber auch so manchem Geburtstagskind oder Jubilar brachte die plattdeutsche Singegruppe eine musikalische Überraschung.
„Auch für uns Sängerinnen gab es viele Höhepunkte in den 20 Jahren“, erinnerte Renate Thiemann unter anderem an die CD-Aufnahmen in der Toppeler Kirche, im Paradiessaal und im Dom Havelberg, an Darbietungen
in Großderschau, an die vorweihnachtlichen Nachmittage in Havelberg und vieles andere mehr. „Herzklopfen bei jedem Auftritt gehört nun mal dazu. Nur mittels Fleiß und persönlichem Einsatz, war es möglich, die lange Zeit von 20 Jahren durchzuhalten.“
Damit für die Nachwelt der Gesang und das Gruppenleben erhalten bleiben, dafür haben Christel Ruß, Margitta Piontek und Veronika Klahr unter Anleitung von Brunhilde Schulz in mühevoller Kleinarbeit und somit groß’em Zeitaufwand eine dicke Chronik mit vielen Zeitungsausschnitten und vielen Fotos angefertigt.
Die bisher sieben vorliegenden und bei der Jubiläumsfeier am Sonnabend ausgestellten dicken Chronikbände stießen bei den Anwesenden auf großes
Interesse.